Am 22. Oktober 2022 startet die Sonderausstellung „Fluchtpunkt Grenzzaun I“ mit Collage von Erke Kurmies (Hamburg) und einem Diorama von Claus Tiedemann/ Jörg Hildebrand

Laufzeit: 22. Oktober 2022 bis 30. April 2023.

18 plakative Collagen und die Schilderung der Fluchtumstände vermitteln ein Bild von der existenziellen Situation einer Flucht aus der DDR.

Der Hamburger Künstler Erke Kurmies setzt sich seit langer Zeit mit DDR-Fluchtgeschichten auseinander. Zusammen mit einem Lehrerkollegen recherchierte er im Stasi-Archiv des damaligen Bundesbeauftragten. Insgesamt wurden 18 Fälle ausgewählt, die Einblicke in sehr unterschiedliche Fluchtsituationen geben: gescheiterte und gelungene Fluchten. Es sind Momentaufnahmen aus einem Leben von DDR-Bürgern, die einen Weg in den Westen suchen. Das letzte Hindernis war der sogenannte Grenzzaun I, ein drei Meter hoher Streckmetallzaun. Diese Situation beim Überwinden des letzten Hindernisses versucht der Künstler in seinen Collagen zu visualisieren.

Die Besucher lernen tragische Fluchtschicksale kennen. Da sind die beiden Schüler aus dem Kinderheim Rehna, die 1976 bei einem Fluchtversuch festgenommen werden. 1982 versucht der Kraftfahrer Hans Brandt, die DDR zu verlassen. Dabei wird er lebensgefährlich durch Selbstschussanlagen verletzt und im Westen gerettet. Die Fahnenflucht eines 20 Jahre alten Grenzsoldaten scheitert 1986. Er scheitert und wird zu einer hohen Gefängnisstrafe verurteilt. 1988 brechen zwei Teilnehmer eines Polterabends in Boize auf, um über die Sperranlagen in den Westen zu gelangen. Einer schafft es, der andere ist zum Überklettern zu betrunken und wird verhaftet. 18 Schicksale, die von der Gewalt der DDR-Grenzsicherung erzählen, aber auch von den unterschiedlichen Beweggründen der Flüchtlinge. Diese Ausstellung zeigt die Dramatik und die Folgen der ausgewählten Fluchtversuche.

Auf die Fragen nach den Voraussetzungen, Motiven und den Folgen für die Flüchtlinge versucht ein Begleitheft zu antworten. Außerdem finden sich in dem Heft auch die Collagen des Künstlers und die Fluchtgeschichten. Das Begleitheft ist im GRENZHUS verfügbar. Neben einer Einleitung über den historischen Zusammenhang von DDR-Grenzsicehrung und Fluchtgeschehen sind die 18 Fluchtversuche vorgestellt.

Das Heft konnte mit Förderung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, einer Spende von Frau Susanne Heimpel und Politische Memoriale e. V. gedruckt werden.